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Wie bei vielen anderen Jodlerklubs ging auch in Innertkirchen der Gründung eine Art "Klubleben" voraus. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Gründungsversammlung am Dienstagabend, 17. März 1949, 22.00 Uhr, im Anschluss an eine Gesangübung im Hotel zur Alpenrose in Innertkirchen stattgefunden hat. Vom Tagessekretär wurde festgehalten, dass es nicht der erste Anlauf für eine Klubgründung zur Pflege des Jodgelgesangs war. Vermehrt hatten sich schon früher Gruppen darum bemüht. An diesem Abend aber wurden diesbezüglich für einmal "Nägel mit Chepf" gemacht.

Adolf Heim als Tagespräsident und Adolf Tännler als Tagessekretär erklärten sich, zusammen mit 11 weiteren "sangesfreudigen Freunden des Jodelgesangs", zur definitiven Gründung eines Jodlerklubs in Innertkirchen bereit. Am gleichen Abend noch wurden aber auch einige allgemein verbindliche Richtlinen aufgestellt, um das Vereinsleben von Beginn weg in geordneten Bahnen abzuwickeln.

Mit diesem Akt war der Jodlerklub Innertkirchen geboren. Noch im gleichen Jahr wurden 6 weitere Mitglieder in den Klub aufgenommen. Somit zählte der Klub am Ende des Gründungsjahres 17 Aktivsänger.

"Aerzegg"

Der erste Dirigent, Hermann Otth, war nicht nur musikalisch ein Genie, sondern auch ein ausgezeichneter Theaterschreiber. Im Oktober 1949 machte er seinen Jodlerkameraden den Vorschlag, dass er ein Theaterstück schreiben würde, sofern dies auf Interesse stosse; und ob dem so war! Mit grosser Begeisterung und Dankbarkeit wurde das initiative Schaffen des Dirigenten aufgenommen. Entstanden ist das Theaterstück "Aerzegg", von dem die "älteren Semester" noch heute schwärmen. Das Theater, in Rekordzeit einstudiert, wurde zum ganz grosse Erfolg. Dem Protokoll kann entnommen werden, Zitat: "über 300 Zuschauer teilweise stehend, einige mussten abgewiesen werden, am Samstag und ein voller Saal bis zum letzten Platz am Sonntag" Ende Zitat. Dieser Besucheraufmarsch war damals ein absoluter Rekord in der Gemeinde Innertkirchen.

Als Dank für die geleistete Arbeit der Theaterleute wurde zusammen mit den "Schauspielerinnen" ein gemütlicher Chäsbrätelabend organisiert. Zu diesem Anlass sei ebenfalls der Protokolleintrag vom Sekretär, Hans Egger, wie folgt zu Ehren gezogen: "Kurz nach acht Uhr wird bereits das Tanzbein geschwungen. An der heutigen Stimmung lässt sich so recht das gute Einvernehmen und der Kammeradschaftsgeist erkennen, welcher bis heute in unserem Verein herrscht. Möge es immer so bleiben wie bisher, was wir alle hoffen wollen."

IX. Eidgenössisches Jodlerfest 1952 in St. Gallen

Im Jahr 1952 wollte der Klub unbedingt am Eidgenössischen Jodlerfest in St. Gallen teilnehmen. Da vorher jedoch kein Unterverbandsfest besucht worden war, mussten sich die Innertkirchner Jodler einer Expertise stellen. Dies geschah am 31. März 1952 im Klublokal. Die Sachverständigen des Kantonal-Bernischen Jodlerverbandes kamen zum Schluss, dass alle Vorträge als "gut" eingstuft wurden. Einer Teilnahme am Eidgenössischen stand somit nichts mehr im Wege. Die Darbietungen in St. Gallen wurden mit einem "sehr gut" bewertete und der Lehrer aus Innertkirchen, Rudolf Saurer, empfing den Klub mit einigen Trachtenmädchen.

 

Die Tracht

Die Anschaffung einer Tracht war spätestens nach dem 1953 besuchten Kantonalen Jodlerfest in Worb ein grosses Thema. Man tat sich jedoch recht schwer damit. Einerseits waren aus finanzieller Sicht gewisse Grenzen gesteckt, anderseits aber war man sich ganz und gar nicht einig wie die Tracht aussehen sollte.

Im September 1953 wurde deshalb eine Musterkollektion von Mutzen und Blusen zur Begutachtung und Beratung herbeigeschafft. Mit dem normalen "Chiejermutz" konnte sich eine Mehrheit nicht anfreunden, es wurde vielmehr mit einer Unterwaldner-Trachtenbluse geliebäugelt, leider aber war diese schwarz und somit auch nicht allen genehm. Der Entscheid fielt dann zu Gunsten einer braunen Bluse mit Stickerei aus. Vervollständigt wurde die Tracht mit einer braunen Halbleinhose, einem schwarzen Jodlerhut, weissem Hemd und einem Zotteli in den Haslifarben (gelb / schwarz).

Die Wahl zu Gunsten einer Bluse und nicht für einen Mutz ist nicht als Kuriosum zu werten, denn die alten Schriften weisen immer wieder auf die sehr engen Handelsbeziehungen zwischen den Oberhaslern und dem Volke "im Lendli" hin. So ist der Jochpass geographisch die Kontaktstelle zwischen den Gemeinden Innertkirchen (Bern) und Engelberg (Obwalden). Die Bedenken, dass die Bluse "unbernerisch" sei, widerlegte der Lieferant, Ernst Ackermann von Stans, mit der Erklärung, dass die blaue Bluse ja aus dem Burgund über den Kanton Bern nach Unterwalden eingerführt worden sei und deshalb im Bernbiet ebenso ihre Berechtigung habe wie ännet dem Brünig. Weiter wusste er aus Trachtengeschichte zu berichten, dass schon im Jahr 1880 eine braune Bluse existierte, leider sei diese dann aber vorübergehend wieder verschwunden.

Damit waren auch die letzten Skeptiker überzeugt und so wurde am 30. September 1953 die Tracht, wie der Jodlerklub sie heute noch trägt, in 15-facher Ausführung bestellt. Für "z'Bärnerland" wird diese Tracht jedoch vermutlich immer einen "fremden" Anstrich haben!

Vereinsleben

Im Jahr 1958 wurde die Einführung von Fleisspreisen beschlossen. Ob eine gewisse Vereinsmüdigkeit einzelner Sänger dazu führte, oder ob einfach das Bedürnis wach wurde einen zusätzlichen Anreiz für den Probenbesuch zu schaffen, geht aus den Protokollen nicht hervor.

Eine Zinnkanne sollte bekommen wer 12 Jahresauszeichnungen erworben hatte, es waren dies 6 Fleisskarten und 6 Silberlöffel. Diese Regelung hat auch Heute noch Gültigkeit. Sie wurde jedoch mit zusätzlichen 6 Bechern und einem Plateau ergänzt, damit ein komplettes Zinn-Service die Belohnung für eine regelmässige Vereinstätigkeit ist. Mit einem geschnitzten Jodler zum Abschluss hat ein Aktivmitglied alle offiziellen Fleisspreise erhalten, die es gibt.

Im Jahr 1973 führte der Jodlerklub seinen ersten Urbachdorf duch. Dieser Anlass wurde während vielen Jahren als gemütliche Bergchilbi zuhinderst im Urbachtal abgehalten. Fast regelmässiges Wetterpech sorge dafür, dass schon die Ankündigung des Festes zu Spottsprüchen, wie: " Ohä, dr Jodlerklub Innertkirchen hed Ürbachdorf, jetz chunts de'n sicher chun rägnen!" Um solchem Ungemach abzuhelfen wurde ein älteres Zelt angeschafft und dafür in der Sandey mit viel Einsatz aber auch mit viel Goodwill von Gönnern ein Materialschopf erstellt. In den Folgejahren ging das Einrichten der Feststätte mit weit weniger Aufwand als bisher von sich, forderte aber trotzdem von allen immer noch viele Arbeitsstunden, um den steigenden Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden.

Zwei Ereignisse stellte dann die Weiterführung des Urbachdorfs doch eher in Frage: So wurde einerseits von der Lebensmittel-Kontrollbehörde auch für eine Chilbi recht hohe Anforderungen gestellt und anderseits hatte im Jahr 1988 "dr eltischt Hasler" kein Einsehen und zertrümmerte das Festzelt in Kleinholz. Man musste über die Bücher, in welcher Form das Fest weiter geführt werden solle. Der zur Tradition gewordene Urbachdorf ist damit vorläufig in eine Art "Winterschlaf" versetzt worden und wartet bis Heute auf eine Auferstehung mit neuen Impulsen.

Das Problem mit dem Konzertsaal

Der Bekanntheitsgrad unseres Vereins stieg sehr stark an. An vielen Orten konnten wir als Gastklub auftreten und durften uns damit am Erfolge freuen. Geradezu neidisch waren wir über all die Jodlerklubs, die grosse schöne Konzertlokale zur Verfügung hatten und damit an einem Abend mehrere hundert Gäste empfangen konnten. In Innertkirchen hatten wir lediglich die alte Turnhalle zur Verfügung.

Die Situation ändere sich im Jahr 1989 als das kantonale Strasseninspektorat im Wychel ein grosses Magazin für Schneefräsen baute. Durch die Vermittlung eines Strassenmeisters, in Tat und Wahrheit unseres Jodlers, Walter Banholzer, kamen wir in den Genuss, die neuen Lokalitäten, von uns "Schneefräsensaal" genannt, auch als Konzertsaal zu benützen. Terminlich gab es keine Konflikte zwischen dem Jodleranlass und der Schneefräsen-Garagierung, denn im Frühjahr wenn wir Konzert hatten, waren alle Maschinen auf den Passtrassen in hartem Einsatz. Der Klub war aber glücklich, die Möglichkeit zu haben, bis zu 500 Gäste empfangen zu können.

Mit dem Neubau der schönen Mehrzweckhalle im Jahr 1995 war auch das Thema Konzertsaal endgültig vom Tisch.

Glauben wir auch über 70 Jahre nach der Gründung noch an den Gründungsspruch:

Möge über dem Jodlerklub Innertkirchen auch weiterhin ein guter Stern leuchten!!!

Unsere Geschichte

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